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Was ein Kunstwerk wertvoll macht - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Im Kunstmuseum ist die Sache noch einigermaßen einfach: Bei den Gemälden und Skulpturen, die hier ausgestellt sind, können wir davon ausgehen, dass sie wertvoll sind, weil die Leute, die sie für das Museum gesammelt haben, sich in der Kunst und der Kunstgeschichte sehr gut auskennen. Sie haben die Werke ausgewählt, damit wir alle sie besichtigen können und dabei dann für uns selbst entscheiden, wie wir sie finden, ob sie uns gefallen, ob wir sie verstehen oder auch nicht. So können wir uns eine eigene Meinung bilden, und das ist sehr wichtig, wenn es um Kunst geht.

Rose-Maria Gropp

Redakteurin im Feuilleton, verantwortlich für den „Kunstmarkt“.

Damit die Kunst aber ins Museum kommt, müssen die Museumsleute sie erst einmal kaufen, in den meisten Fällen jedenfalls. Manche Werke haben sie auch von großzügigen Kunstsammlern geschenkt bekommen, die selbst einmal viel Geld dafür bezahlt haben, damit alle sie ansehen können. Es gibt also für die Kunst wie für andere Waren, für Computer oder Autos, einen Markt, und hier wird die Sache kompliziert, weil es auf dem Kunstmarkt nämlich für ein Kunstwerk praktisch keinen Preis gibt, der von Vornherein feststeht. Vor allem, wenn es nicht in einer Galerie verkauft, sondern bei einer Auktion versteigert wird. Deshalb entscheidet über den Preis sehr oft, was ein ganz bestimmter Mensch für das Werk zu zahlen bereit ist: der Geschmack seines Käufers. Bei einer Auktion – wenn der gewinnt, der am meisten bezahlen will – muss dieser Käufer natürlich das Geld überhaupt erst einmal haben, um seine Konkurrenten zu übertrumpfen. So kann ein Kunstwerk auf dem Markt sehr teuer werden, schon wenn nur zwei Menschen darum wetteifern, wer es bekommen soll, und sich gegenseitig weiter und weiter überbieten.

Bild: F.A.Z.

Bei unserer Frage nun, was denn ein Kunstwerk wertvoll macht, ist es besonders wichtig, zwei Dinge zu unterscheiden: den Preis, also das Geld, das es vielleicht kostet, und eben den Wert. Nehmen wir zwei Beispiele. Das erste Beispiel ist, dass wir vielleicht mit einer kleinen Zeichnung von einem gar nicht berühmten Künstler aufwachsen, die daheim an der Wand hängt und die wir schon immer lieben. Deshalb wollen wir, dass diese Zeichnung uns auch weiter begleitet. Dann ist sie wertvoll für uns persönlich, gleichgültig wie teuer sie einmal war. Das zweite Beispiel geht so: Wir sehen später irgendwo noch eine andere Zeichnung, die wir unbedingt besitzen möchten. Dann müssten wir dafür womöglich mehr bezahlen als alle anderen, die sie auch haben möchten. So kann der Preis entstehen, den sie schließlich kostet.

Natürlich gibt es Kunstwerke, die beides gleichzeitig sind – teuer und wertvoll. Das kann so sein, wenn ein Bild oder eine Skulptur sehr selten ist oder von einem besonders bedeutenden Künstler geschaffen wurde. Viele von uns kennen solche Künstler von den Namen her, nur zum Beispiel, die „Alten Meister“ Leonardo da Vinci und Raffael, die vor inzwischen fünfhundert Jahren gelebt und gearbeitet haben, oder Vincent van Gogh im neunzehnten und Picasso im zwanzigsten Jahrhundert. Bei den Künstlern der Moderne sind das vielleicht der Amerikaner Andy Warhol oder unser Zeitgenosse, der deutsche Maler Gerhard Richter.

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Solche Werke sind dann im idealen Fall wertvoll, weil sie wichtig für uns alle sind, für die Allgemeinheit. Denn in ihnen können wir wiederfinden, was wir überhaupt unsere Kultur nennen, zu der alle die Dinge gehören, die uns im Lauf der Zeit geprägt haben. Wir können in ihnen, wenn wir sie sorgfältig betrachten, unsere Wirklichkeit, wie sie entstanden ist oder gerade geschieht, wie in Spiegeln sehen, die uns die Kunstwerke vorhalten. Wobei wir eine Sache keinesfalls vergessen dürfen: Nicht nur in Europa und Amerika sind derartige Kunstwerke entstanden, die für uns alle wertvoll sind. Sondern auch andere Kulturen, aus Afrika oder Asien zum Beispiel, haben großartige Kunst hervorgebracht und tun das weiterhin. Um das zu erkennen, brauchen wir bloß etwas aufmerksam zu sein.

Dass derartige Kunstwerke, die dann gern Meisterwerke heißen, auf dem Markt extrem teuer sind und viele Millionen Euro kosten können, ist so zu verstehen. Dabei gilt, dass tatsächlich die meisten von ihnen in den wichtigen Museen auf der ganzen Welt bewahrt sind. Wobei wiederum keineswegs stimmt, dass alle Kunst, die im Museum ist, einen hohen Preis gehabt haben muss. Trotzdem ist sie wertvoll. Oder sie wird es mit der Zeit.

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September 05, 2020 at 12:56AM
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